In den letzten Tagen wurde viel über die Integration von ChatGPT in Bing durch Microsoft berichtet. Was steckt dahinter, wie wird es die Nutzung von Suchmaschinen verändern und wie kann Microsoft die Produktivität seiner Anwender und Kunden steigern?

Die Gerüchteküche wurde von ‹The Information› mit einem Artikel angekurbelt, in dem ungenannte Quellen bei Microsoft zitiert werden, gemäss denen die Integration von ChatGPT in Microsoft’s Suchmaschine Bing geplant ist. Bereits im kommenden März soll es soweit sein. Ob bereits öffentlich oder lediglich für eine Testgruppe ist jedoch nicht bekannt. Sowohl Microsoft als auch OpenAI haben bisher keine Statements dazu abgegeben.

OpenAI ist ein Forschungslabor mit Sitz in San Francisco, Kalifornien, das 2015 von Elon Musk, Sam Altman, Greg Brockman, Ilya Sutskever, Wojciech Zaremba und John Schulman gegründet wurde. Das Ziel des Unternehmens ist es, künstliche Intelligenz auf verantwortungsvolle und sichere Weise voranzutreiben. OpenAI stellte im November letzten Jahres ChatGPT vor, das auf konversationelle Weise interagiert und für viel Aufsehen sorgte, als das Unternehmen es der Öffentlichkeit zum kostenlosen Ausprobieren zugänglich machte. Der Chatbot basiert auf dem Sprachmodell «GPT 3.5», das explizit auf Dialog trainiert ist.
OpenAI rechnet mit einem starken Wachstum seiner Dienste, die das Unternehmen Entwicklern zukünftig kostenpflichtig zur Verfügung stellen will. Die Generierung eines Textes mit 20’000 Wörtern soll rund einen Cent kosten, die Generierung eines Bildes etwa 2 Cent. Bereits 2024 soll eine Milliarde USD Umsatz erzielt werden.

2019 kündigte Microsoft eine Partnerschaft mit OpenAI an, um die fortschrittlichen Sprachmodelle von OpenAI in seine Azure-Cloud-Plattform zu bringen und investierte eine Milliarde Dollar in OpenAI. Diese Zusammenarbeit hat es Microsoft ermöglicht, seine Anstrenungen im Bereich der künstlichen Intelligenz zu beschleunigen und hat dem Unternehmen geholfen, fortschrittlichere KI-Technologien und -Tools zu entwickeln. Im Oktober 2022 wurde zudem bekannt, dass Microsoft weitere 10 Milliarden USD in OpenAI investieren will.

Einige der Anwendungen für Unternehmenskunden von Microsoft wurden mit den Technologien von OpenAI integriert. Das Unternehmen stellt auch GPT-3 (Generative Pre-trained Transformer 3) und Dall-E 2 – ein KI-System, das aus einer Beschreibung in natürlicher Sprache realistische Bilder und Kunstwerke erstellen kann – für Unternehmenskunden auf Azure zur Verfügung. Im Juni 2022 stellte Microsoft mit Copilot einen Cloud Dienst vor, der die Werkzeuge von OpenAI nutzt, um Softwareentwickler bei der automatischen Codegenerierung zu unterstützen.

Bereits im kommenden März soll Microsoft künstliche Intelligenz von OpenAI’s ChatGPT Chatbot in der Version GPT-3.5 in seine Suchmaschine Bing integieren. Suchanfragen sollen direkt beantwortet werden statt lediglich entsprechende Links anzuzeigen. Die Technologie ermöglicht darüber hinaus den Benutzern auch natürlichere, dialogorientierte Interaktionen mit der Suchmaschine zu führen und Folgefragen zu stellen. Im ersten Quartal 2023 soll ausserdem das Sprachmodell GPT-4 veröffnetlicht werden.
Die Integration eines AI-Chatbots wird von Experten kritisch gesehen, da diese nicht bewerten können, ob die herangezogenen Informationen akkurat sind und möglicherweise die Ausgabe des Chatbots anstössig sein könnte, was zu einem Reputationsschaden führen könnte.
Die Integration von ChatGPT könnte dazu führen, dass Benutzer zunehmend über Bing anstelle von Google suchen, was auch eine Verschiebung der Werbeeinnahmen bedeuten würde, welche eine wesentliche Einnahmequelle der Suchmaschinen darstellen.

In Bezug auf Microsoft 365 bietet die Integration von ChatGPT zudem massives Potzenial in der Interaktion mit den Endanwendern, der Beantwortung bei Suchanfragen, der Abarbeitung unzähliger Office-Aufgaben wie etwa das inhaltliche Erarbeiten von Präsentationen und Dokumenten oder die Automatisierung von Tasks direkt aus den Anwendungen heraus, für die heute 240 Millionen Teams-User und rund 1,4 Milliarden Windows-Anwender.